Willkommen

 

 

 

"Möchte der allerhöchste Weltregierer nie wollen,

daß die Menschheit dergleichen Angst und Schreckensszenen wieder erlebe,

als die guten Bewohner Leipzigs im Jahre 1813 sahen."[1]

 

Mit diesen Worten beginnt der Totengräber Johann Daniel Ahlemann seinen Bericht über die Völkerschlacht von Leipzig im Oktober 1813. Diese Schlacht stellte den Höhe- und gleichzeitig den Wendepunkt der Kriege gegen Napoleon Bonaparte dar. Die Napoleonischen Kriege brachten Krieg und Zerstörung in einem für die Zeitgenossen nicht bekannten Maße nach Zentraleuropa. Trotz allen Leids waren die zwischen 1813 und 1815 auch als Befreiungskriege bezeichneten Feldzüge gegen Napoleon der Beginn der nationalen Erhebung gegen die französische Herrschaft über die Gebiete des heutigen Deutschlands und stellen somit einen wichtigen Erinnerungsort der deutschen Geschichte dar.

In dieser Erinnerung standen sich konkurrierende Deutungen der Kriege gegenüber, die je nach politischem Bedürfnis instrumentalisiert wurden: Im Sinne einer konservativen Auslegung wurde schon im 19. Jahrhundert aus deutscher Perspektive von Befreiungskriegen gesprochen – dem Begriff, der sich ungeachtet seiner Konnotationen in der Forschung weitgehend durchgesetzt hat: Das monarchisch gesinnte deutsche Volk sei 1813 dem Aufruf des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. zur Erhebung gegen die Franzosen gefolgt und habe für die Befreiung von der napoleonischen Fremdherrschaft und die Ehre der preußischen Monarchie gekämpft. Dieser Ansatz sah die Befreiungskriege damit vor allem als Fürstenkriege. Dem stand eine liberale Interpretation gegenüber, die den Begriff der Freiheitskriege aufbrachte. Dieser Deutung nach führte vor allem das deutsche Bildungsbürgertum einen Freiheitskampf als Volkskrieg im Dienste einer bürgerlichen Emanzipation nicht nur nach außen, sondern auch nach innen für die politische Partizipation und Etablierung bürgerlicher Rechte. Dieser Kampf sei nach 1815 mit politischen Mitteln fortgesetzt worden. Eine marxistische Sicht sah die Kriege ebenfalls in der Tradition der Volkskriege, unterstrich dabei aber vorwiegend den Anteil der teils auch unterbürgerlichen Volksmassen.[2]

Auf dieser Homepage sollen Aspekte der Geschichte dieser kriegerischen Auseinandersetzungen sowie ihrer Erinnerung vorgestellt werden. Das Homepage-Projekt entstand aus der Tagung „Die Napoleonischen Kriege als europäischer Erinnerungsort“, die das Historische Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Zusammenarbeit mit der Stiftung Kulturwerk Schlesien, der Deutsch-Französischen Kulturstiftung und dem Schlesischen Museum zu Görlitz am 1. und 2. August 2014 veranstaltete und deren Erträge 2017 in einem gleichnamigen Band erschienen sind.[3] Neben Historikerinnen und Historikern wirkten auch Mainzer Geschichtsstudierende mit Vorträgen und Postern auf einer eigenen nachwuchswissenschaftlichen Sektion an der Tagung mit. Damit diese Beiträge nicht verlorengehen, haben sie sich auf Anregung der Initiatorinnen der Tagung Dr. Caroline Klausing und Dr. Verena v. Wiczlinski (beide Historisches Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz) dazu entschlossen, diese Homepage zu erarbeiten.

Die Gruppe besteht aus Bachelor- und Masterstudierenden sowie Doktorandinnen der Geschichtswissenschaft am Historischen Seminar der Universität Mainz. Das Projekt will mit unterschiedlichen Herangehensweisen verschiedene Zielgruppen ansprechen und ihnen diverse, teilweise innovative Zugänge zur und Sichtweisen auf die Geschichte der Napoleonischen bzw. Befreiungskriege näherbringen.

 

Es sollen folglich…

… Schulbuchanalysen bereitgestellt werden, um die Ereignisse in der Rezeption der historischen Wahrnehmung und ihren Wandel aufzuzeigen.

… exemplarisch regionalhistorische Schlaglichter auf Aspekte der Befreiungskriege geworfen werden, in denen ausgewählte, oftmals unbekannte Quellen aus Schlesien und Rheinhessen die Bedeutung der Kriege für den Alltag der Menschen aufzeigen.

… Nutzerinnen und Nutzer der Homepage die Möglichkeit finden, sich auf regionalgeschichtliche Spurensuche in Rheinhessen zu begeben und Denkmäler sowie Gedenksteine zu den Ereignissen und Schlachten der Befreiungskriege kennenzulernen.

… im Rahmen kurzer wissenschaftlicher Beiträge und Analysen der Studierenden einzelne Themenfelder untersucht werden.

… anhand eines Oral-History-Films mit Interviews in Mainz erinnerungskulturelle Perspektiven zu Napoleon und seinen Kriegen vorgestellt werden.

 

Das Projektteam würde sich freuen, wenn die Besucherinnen und Besucher dieser kleinen Homepage fundierte und spannende Einblicke in das Thema gewinnen!

Svenja Böres-Stopp, M.Ed., Christopher Flauaus, M.Ed., Jonas Gehring, B.Ed., Martin Hanisch, B.Ed., Julia Kreuzburg, M.A., Verena Lemke-Schmehl, M.A., Erik Metzner, B.Ed., Derya Özdemir, B.Ed., Michael Rapp, M.Ed., Yesim Yanac, B.Ed.

Dr. Caroline Klausing

Dr. Verena v. Wiczlinski

 

Napoleon-Denkmal auf der Place Foch, Korsika
(c) Christopher Flauaus

 

 

Fußnoten

 

[1] Johann Daniel Ahlemann, Der Leipziger Totengräber in der Völkerschlacht. Seine Erlebnisse bei der Erstürmung Leipzigs am 19. Oktober 1813 und die Greuel auf dem Gottesacker überhaupt. Leipzig 31863, S. 3.

[2] Zu den unterschiedlichen Deutungsansätzen und damit verbundenen Begriffsprägungen vgl. Helmut Bock, Napoleon und Preußen, Sieger ohne Sieg. Berlin 2013, S. 235, Karen Hagemann, „Mannlicher Muth und Teutsche Ehre“. Nation, Militär und Geschlecht zur Zeit der Antinapoleonischen Kriege Preußens. Paderborn 2002 (= Krieg in der Geschichte, Bd. 8), S. 47, und Alexandra Bleyer, Auf gegen Napoleon! Mythos Volkskrieg, Darmstadt 2013, S. 236-240.

[3] Tagungsprogramm unter URL: https://www.blogs.uni-mainz.de/ausstellung-frankreichforschung/files/2016/05/Programm-Tagung-Napoleonische-Kriege.pdf (Aufruf: 16.06.2018). Tagungsberichte von Julia Fichtner und Kim Krämer, Die Napoleonischen Kriege als europäischer Erinnerungsort?, 01.08.2014 – 02.08.2014 Mainz, in: H-Soz-Kult, 31.07.2015, URL: https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-6053 (Aufruf: 16.06.2018), und Kathrin Hanstein und Verena Lemke-Schmehl, „Die Napoleonischen Kriege als europäischer Erinnerungsort?“. Tagung, veranstaltet vom Historischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Stiftung Kulturwerk Schlesien (Würzburg), Mainz, 1. bis 2. August 2014, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 74 (2015), S. 162–169. Tagungsband von Caroline Klausing und Verena v. Wiczlinski (Hrsg.): Die Napoleonischen Kriege in der europäischen Erinnerung, Bielefeld 2017 (= Mainzer Historische Kulturwissenschaften, Bd. 30).

 

Quelle

 

Ahlemann, Johann Daniel: Der Leipziger Totengräber in der Völkerschlacht. Seine Erlebnisse bei der Erstürmung Leipzigs am 19. Oktober 1813 und die Greuel auf dem Gottesacker überhaupt. 3. Aufl. Leipzig 1863.

 

Literatur

 

Bleyer, Alexandra: Auf gegen Napoleon! Mythos Volkskrieg. Darmstadt 2013.

Bock, Helmut: Napoleon und Preußen, Sieger ohne Sieg. Berlin 2013.

Hagemann, Karen: „Mannlicher Muth und Teutsche Ehre“. Nation, Militär und Geschlecht zur Zeit der Antinapoleonischen Kriege Preußens. Paderborn 2002 (= Krieg in der Geschichte, Bd. 8).

 

Bildnachweise

 

Slideshow:

(1) "Schulbücher": © Cornelsen: Cornelißen, Hans-Joachim/Willig, Kai (Hrsg.): Forum Geschichte - Rheinland-Pfalz. 1/2 Von der Vorgeschichte bis zur Reichsgründung 1871. Berlin 2016, S. 291.

(2) "Denkmäler": Julia Kreuzburg/Verena Lemke-Schmehl/Mirjam Landwich/Andrea Saalfrank.

(3) "Textquellen": Departement du Mont Tonnere (Museum bei der Kaiserpfalz, Ingelheim):
URL: https://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A9partement_du_Mont-Tonnerre#/media/File:Departementmt.png.

(4) "Kurzfilm": Erik Metzner/Yesim Yanac.