Videobeitrag: Befreiungskriege

 

 

Gemessen an den heutigen qualitativen Standards beliebiger Handykameras wirkt, zumindest aus Perspektive der Technikgeschichte, der obige bescheidene Amateurfilm über die Mainzer Erinnerungskultur zu Napoleon und den Napoleonischen bzw. Befreiungskriegen aus dem Jahr 2014 zugegebenermaßen bereits selbst wie eine uralte, verstaubte Quelle. Umso mehr freut es die Mitwirkenden als angehende Geschichtslehrerinnen und -lehrer, dass der studentische Kurzfilm, der ursprünglich für die Tagung des Historischen Seminars der Universität Mainz Die Napoleonischen Kriege als europäischer Erinnerungsort? gedreht wurde, auf dieser Seite Verwendung findet. Ziel des Kurzfilms war keine wissenschaftliche Erhebung, sondern vielmehr ein erster Eindruck über das Erinnern an Napoleon - in und über Mainz.

Als Drehorte wurden für eine möglichst bunte Mischung aus Befragten zum einen der Campus der Universität Mainz und zum anderen die Innenstadt Mainz gewählt. Beim traditionellen Sommerfest der Fachschaft Geschichte des Historischen Seminars im Sommer 2014 konnten am ersten Drehort überwiegend Studierende und Lehrende des Fachs Geschichte zum Interview gewonnen werden.

Die Interviews begleitete eines der Mitglieder des Drehteams in einem Napoleonkostüm, um für einen ersten Aufhänger in den kurzen Befragungen zu sorgen. Der knappe Themenkatalog umfasste hierbei bei jedem geführten Interview die folgenden drei Fragen:

 

1.) „Kennen Sie diesen Mann?“

2.) „Was können Sie über Napoleon sagen?/Was wissen Sie über Napoleon?“

3.) „Können Sie Napoleon und die Stadt Mainz geschichtlich in Verbindung bringen?“

 

Als Stütze für diejenigen, welche spontan keine Brücke zwischen Napoleon und Mainz schlagen konnten, sollten sogenannte „Reminder“ Hilfe versprechen. Hierzu wurden im Vorfeld kleine Schildchen mit verschiedenen Begriffen zum Themenkreis („Mayence“, „Ludwigsstraße“, „Große Bleiche“, „Typhus de Mayence“ und „Code Napoleon“) hergestellt, die den Befragten eventuell die eine oder andere Verbindung vorgeben sollten. Der historische Bezug wurde hierbei in eigens dafür vorgesehenen Szenen des Films knapp erläutert.

 

 

Fazit: Überraschenderweise war der Kontrast zwischen den Befragten auf dem Campus und jenen in der Stadt bei Weitem nicht so stark, wie das Drehteam im Vorfeld angenommen hatte. In den insgesamt 25 geführten Interviews (Campus: 15, Stadt: 10) wurde die Napoleonverkleidung in allen Fällen (früher oder später) als solche identifiziert. Als Bezüge wurden hierbei klassische Charakteristika Napoleons genannt: „Hand im Anzug, „Zweispitzhut“. Das augenscheinlich verankerte Vorurteil „klein“ wurde häufig in Frage gestellt und diskutiert.
Die Erinnerung an den „Code Napoleon“, an Daten, Fakten und Akteure der Napoleonischen bzw. Befreiungskriege ließ sich insgesamt dagegen nur als mäßig verzeichnen, wobei es durchaus zu einzelnen beeindruckenden Nennungen kam (sowohl auf dem Campus als auch in der Stadt).
Festzuhalten blieb für das Drehteam, dass Napoleon nach wie vor in der alltäglichen Erinnerungskultur gegenwärtig ist – mit dezidiertem Fachwissen jedoch, vor allem einem historischen Bezug zur Stadt Mainz, waren die Befragten im Vorfeld entweder nicht in Kontakt gekommen oder hatten es mittlerweile wieder vergessen.
Neben der überaus häufig genannten allgemeinen Verbindung zu Napoleon unter dem Stichwort „Krieg“ ließ die Erinnerung an die historische Person Napoleon in erster Linie als eine Art Kultfigur erscheinen, bekannt aus Medien und Popkultur, von der man zwar noch vage weiß, dass sie Europa entscheidend veränderte, jedoch nicht mehr so genau, wie und warum eigentlich.

 

Autorinnen und Autoren: Erik Metzner, Yesim Yanac